Als er vor 175 Jahren im Münchner Schloss Nymphenburg zur Welt kam, wurden 101 Kanonenschüsse abgefeuert. Heute ist Ludwig II. ein Mythos: der „Kini“, Märchenkönig und Objekt der Verehrung für Bayern und Japaner, Guglmänner und Königstreue.
Als der bayerische Thronfolger und spätere König Ludwig II. am 25. August 1845 – also vor 175 Jahren – im Münchner Schloss Nymphenburg das Licht der Welt erbklickte, wurden 101 Kanonenschüsse abgefeuert. Kurz nach Mitternacht kam er auf die Welt und hatte damit gerade noch am gleichen Tag Geburtstag wie sein Großvater, Ludwig I.. Nicht einmal 41 Jahre alt wurde der bayerische Märchenkönig, trotzdem ist er bis heute ein Mythos: Märchenkönig, Objekt der Verehrung für Bayern und Japaner, Guglmänner und Königstreue – und gemäß seinem eigenen Lebensmotto: bis heute ein Rätsel.
Volksidol mit 18
Obwohl es viele andere gab, ist Ludwig II. mit Abstand der berühmteste bayerische Monarch. Schon mit 18, nach dem Tod seines Vaters Maximilian, wird der Wittelsbacher zum König von Bayern. 1,93 Meter groß, schwarze Haare, blaue Augen, und wie wirklich alle sagten, bildschön, war der junge Ludwig: „Er war tatsächlich ein sehr umschwärmter junger König. Sein Hof hat auch Bilder im ganzen Königreich verteilt, ihm sind da die Herzen der Bayern zugeflogen. Das ist so ein erster Schritt bei der Begründung des Mythos Ludwig II.“, sagt der Historiker Andreas Kuhn vom Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg.
Liebe und Distanz
Als treuer Diener des Landes wird der junge Ludwig zum regelrechten Aktenfresser. Kein Tag vergeht, an dem er sie nicht studiert. Von seinem geliebten Bayernvolke schrieb Ludwig immer selbst. Dass er es geliebt hat, sei ihm unbenommen – gezeigt hat er es nicht unbedingt: Bald zieht er sich von der Öffentlichkeit zurück und lebt ein romantisches und gleichzeitig absolutistisches Ideal.
Schlösser: Sichtbare Repräsentanten des Königs in Bayern
Romantik und Absolutismus zeigt sich auch nicht zuletzt im Bau der Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. Seine Schlösser steckten auch voller Technik. Neuschwanstein wurde durch ein Rohrsystem geheizt, das im Winter warme Luft in die Räume blies. Essen kam per Aufzug von der Küche in den Speisesaal – eine Art „Tischlein, deck dich“, das es so auch in Schloss Linderhof und Herrenchiemsee gab. Es gab fließendes, teils warmes Wasser und eine automatische Toilettenspülung. Viele seiner weiteren Baupläne und kühnen Idee wurden nicht mehr umgesetzt.
Absetzung
Der Rückzug des Monarchen aus den Regierungsgeschäften und vom höfischen Leben, Gerüchte um sein (am gleichen Geschlecht interessiertes) Intimleben und die enorme Schuldenlast mündeten in seiner Absetzung. In einem Gutachten im Auftrag der Regierung wurde er für geisteskrank erklärt und abgesetzt. Sein Onkel Luitpold als Prinzregent trat an seine Stelle.
Ungelöste Fragen: Tod im Starnberger See
Sein Tod im Starnberger See wirft noch heute Fragen auf: Seine letzten Stunden verbringt Ludwig II. in seinem Schloss Berg am Starnberger See, der damals noch Würmsee hieß. Dort war er zwar Gefangener, er durfte aber mit dem Obermedizinalrat Dr. Bernhard von Gudden im Schlosspark spazieren gehen.
Was genau an jenem Abend des 13. Juni 1886 passierte, ist bis heute Gegenstand von Geschichten und sogar Verschwörungstheorien: Die Todestheorien reichen von Selbstmord, Tod durch Ertrinken, Tod durch Herzschlag bis zu Mord durch Bismarcks Schergen, und relativ neu: Versehentliche Erschießung durch einen panischen Gendarmen, der in der Dämmerung einen Kampf zwischen Gudden und Ludwig II. sieht und abdrückt.
Quelle: BR24 von Johannes Roßteuscher