Ludwig II. (Bayern)


 Biographie 

 Die Geburt des Märchenkönigs

Auf Schloss Nymphenburg in München wird am 25. August 1845 der Märchenkönig geboren. Er erhielt die Namen Otto Friedrich Wilhelm Ludwig. Doch der königliche Großvater Ludwig I. drängt die Eltern, den Namen des Kindes in Ludwig zu ändern, da es doch am Tag des heiligen Ludwig und an seinem, des Großvaters Geburts- und Namenstag, zur Welt gekommen sei. Obwohl der Name Otto auf der Taufmedaille eingeprägt ist, wird schließlich doch der letzte Name in der Reihe vorgezogen, und das Kind wird Ludwig genannt. Die Erziehung des kleinen Ludwigs liegt in den Händen von Fräulein Maria Katharina Theresia Sybilla Meilhaus, eine »durch eine umfassende Geistesbildung, tiefe Religiosität und seltene Herzensgüte ausgezeichnete Dame«, wie die Augsburger Postzeitung in ihrem Nachruf einmal vermerken wird. Zu ihr wird Ludwig Zeit seines Lebens in brieflichem Kontakt stehen. Am 15. November 1845 erlässt König Ludwig I. eine Verfügung, nach der zukünftig der jeweils älteste Sohn des bayerischen Kronprinzen mit dem Titel »Erbprinz« vor den übrigen Prinzen des Königshauses hervorgehoben werden soll. Der nunmehr fast drei Monate alte Ludwig ist somit der erste bayerische Erbprinz.

Kindheit und Jugend

Im März 1848 dankt Ludwig I. unter dem Druck der revolutionären Ereignisse zu Gunsten seines Sohnes Maximilian ab. Mit der Thronbesteigung von Maximilian II. wird der fast dreijährige Erbprinz Ludwig zum Kronprinz.

Als Ludwig sieben Jahre alt war, übernahm ein männlicher Erzieher die Begleitung des Kronprinzen. Sybilla Meilhaus wurde durch den Grafen La Rosée ersetzt. Die Traurigkeit des Kindes wurde durchaus von der Familie zur Kenntnis genommen. Aber die Gefühle des Kronprinzen von Bayern waren von sekundärer Bedeutung und konnten die Entscheidung nicht beeinflussen.

Nach Ansicht eines der ersten Biographen Ludwigs II. war die Wahl La Rosées keine Glückliche. Er hätte die »ohnedem vorhandenen Keime zum Hochmut« in dem jungen Prinzen bestärkt. Es gehörte auch zu den Torheiten der vornehmen Erziehung, dass man Kinder sich nicht satt essen ließ, und der künftige König war sehr froh, wenn ihm die treue Wärterin Lisi und manche Lakaien zuweilen Proviant aus der Stadt mitbrachten, oder etwas von ihrer reichlicheren Kost abgaben. Mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Otto verstand der Kronprinz sich im Allgemeinen sehr gut. Sicherlich gab es zwischen den Brüdern aber auch hin und wieder Streitigkeiten.

Von 1858 bis 1860 erhält der Kronprinz dreimal wöchentlich Klavierunterricht. Seine Begabung ist jedoch nicht besonders groß und sein Klavierlehrer ist froh, als der Unterricht schließlich beendet wird. Schon frühzeitig stellt sich die Liebe zur Literatur beim Kronprinzen ein. Bereits vor dem 12. Lebensjahr verspürte er zunehmend Lust, sich in Wagners Prosaschriften zu vertiefen, verheißen sie ihm doch, dass seine Kinderträume Wirklichkeit werden könnten, wenn auch nur auf einer Opernbühne.

Der 11-jährige Ludwig erhält ein monatliches Taschengeld von etwa 21 Mark mit der Auflage, alle Ein- und Ausgabe in ein Buch einzutragen. Der Kronprinz führt das Buch penibel bis kurz vor seiner Thronbesteigung im Februar 1864. Seine Ausgaben bestehen vor allem darin, Geschenke zu kaufen. Hier zeigt sich auch schon recht früh die Gebefreudigkeit des zukünftigen Königs, die sich durch sein ganzes Leben ziehen wird.

Als 16-jähriger besucht der Kronprinz bereits die erste Oper von Richard Wagner, »Tannhäuser«. Ludwig war begeistert und verzückt. Es beginnt die große Bewunderung für Richard Wagner. Im Winter 1862 beginnt der Kronprinz an der Münchner Universität sein Studium: Französisch, Philosophie, Physik / Chemie. Dazu kommt das Fach »Kriegswissenschaften«. Am 18. Geburtstag des Kronprinzen wird sein Taschengeld auf monatlich circa 50 Mark erhöht. Dazu erhält er eine eigene Wohnung in der Residenz zugewiesen. Ein Jahr danach wird er König sein.


 Ludwig wird König

Anfang März 1864 verschlimmert sich die Krankheit seines Vaters, des bayerischen Königs Maximilian. Am 10. März 1864 stirbt er. Ludwig ist zu tiefst erschüttert. Er wird noch am gleichen Tag zum König proklamiert. Bei der Beeidigung auf die Verfassung spricht Ludwig so außerordentlich schön, mit so viel Rührung, Nachdruck und Herzlichkeit, dass die Staatsräte ergriffen zuhören und zu Tränen gerührt sind. Bereits zehn Tage nach seiner Thronbesteigung erhöht Ludwig die Löhne der Hofbediensteten. Der junge König stürzt sich mit Feuereifer in die Arbeit. Er fragt sich immer wieder »Wie hätte das mein Vater gemacht?«. Die anfängliche Euphorie hält jedoch nicht lange an.


 Wagner

König Ludwig II. lässt nach Richard Wagner suchen. Er will ihn unbedingt kennen lernen. Am 04. Mai 1864 schließlich geht dieser sehnliche Wunsch in Erfüllung. Ludwig II. und Richard Wagner stehen sich in der Münchener Residenz erstmals gegenüber. Die Audienz dauert 1 ½ Stunden. Wagners intensiver Umgang mit dem König missfällt gewissen »höhergestellten« Personen, welche dem König deshalb sogar schon schriftliche Vorstellungen gemacht haben, damit aber in entschiedener Weise zurückgewiesen worden sind. Wagner erhält vom König große Geldsummen um die Vollendung seiner Werke zu sichern, welche für den jungen Monarchen eine mit Worten nur schwer zu beschreibende innere Erhebung bedeuten.


Der Krieg 1866

Zwischen Österreich und Preußen kommt es trotz seiner Friedenssehnsucht 1866 zum Krieg. Aufgrund des Bündnisses mit Österreich, bleibt dem bayerischen Monarchen nichts anderes übrig, als die Mobilisierung der bayerischen Armee an Seite Österreichs gegen Preußen anzuordnen.

Ludwigs Überzeugung vom Königtum von Gottes Gnaden bedeutete auch die Ablehnung von Krieg als Mittel zur Konfliktlösung. So stürzt ihn dieser von ihm gehasste Krieg in eine tiefe innere Bedrängnis, und er denkt zum Ersten Mal daran abzudanken, was er am 15. Mai telegraphisch auch Richard Wagner mitteilt. Preußen gewinnt diesen Krieg. Bayern geht mit Preußen ein sog. Schutz- und Trutzbündnis ein. Aufgrund dieses Bündnisses verpflichten sich beide Parteien, im Kriegsfall ihre volle Kriegsmacht einander zur Verfügung zu stellen.


 Verlobung

Im Jahre 1867 verlobt sich Ludwig mit der jüngeren Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Sophie Charlotte, Herzogin in Bayern, die künftige bayerische Königin arrangiert im März 1867 ein Treffen mit Richard Wagner. Sie will den Menschen kennen lernen, der ihrem Verlobten so viel bedeutet. Der Vermählungstag wird von Ludwig jedoch mehrmals verschoben und schließlich löst er die Verlobung wieder auf, mit der Begründung, dass er Sophie nicht die Art von Liebe entgegenbringe, die für eine eheliche Verbindung notwendig sei.


 Der Krieg 1070/71 und die Reichsgründung

Im Sommer 1870 beginnt der letzte Reichseinigungskrieg. Bismarck will den Einfluss Frankreichs in Europa zurückdrängen, um die eigene Machtstellung auszubauen. Aufgrund des mit Preußen geschlossenen Schutz- und Trutzbündnis war der bayerische Monarch gezwungen, an der Seite Preußens gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen. Vom bayerischen König wird nun erwartet, dass er König Wilhelm I. von Preußen die deutsche Kaiserkrone anbietet. Dies empfand er als »entwürdigendes Anerbieten«, wusste jedoch gleichzeitig, dass ihm im Interesse Bayerns keine andere Wahl blieb. Er unterschrieb schließlich den sog. »Kaiserbrief«. Die Proklamation Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser und die Reichsgründung fand im geschlagenen Frankreich, ausgerechnet im Spiegelsaal des Schlosses Versailles statt. Ludwig empfand dies als »Affront gegenüber der französischen Nation« und nahm an den Feierlichkeiten nicht teil.


Religon

Der bayerische König war ein zu tiefst gläubiger Mensch. In einem Tagebucheintrag des 07.Mai 1864 liest man folgenden Satz: »Meiden will ich fürwahr mit Gott jedes Laster.« Er war überzeugt von seinem Königtum von Gottes Gnaden, ganz im Gegensatz zum Heldenkaisertum der Preußen. Am Karfreitag des Jahres 1886, also kurz vor seinem Tod, geht Ludwig allein auf den Kalvarienberg bei Füssen um an allen Station inbrünstigst zu beten. Seine Beteiligung im Kulturkampf der siebziger Jahre war eigentlich nur halbherzig und ging nur so weit, wie er seine eigenen Herrschaftsansprüche von denen der Kirche bedroht sah.


 Politik

Sicherlich war die Politik nicht die Lieblingsbeschäftigung des bayerischen Königs, aber von Vernachlässigung derselben, wie man sie ihm oft vorwirft, kann aufgrund neuer Erkenntnisse nicht die Rede sein. Die Erledigung seiner politischen Pflichten erfolgte stets zügig und pünktlich. Daran änderten auch seine häufigen Aufenthalte in den Bergen nichts.


 Die Schlösser

Anregungen für die Architektur seiner Schlösser holte sich Ludwig auf seiner Reise im Juli 1867 in Paris und Schloss Pierrefonds sowie im August 1874 bei seiner Reise nach Schloss Versailles und Schloss Fontainebleau. Auch die Wartburg in Eisenach besuchte er 1867, die später als Vorbild für Neuschwanstein galt.

Schloss Neuschwanstein

1868 entwarf König Ludwig in einem Brief an Richard Wagner seine Vorstellungen für eine neue Burg Hohenschwangau, das heutige Neuschwanstein. Sein Königlicher Hofbauintendant Eduard Riedel hatte im Winter 1867/68 erste Grundrisse und Schnittzeichnungen angefertigt. Der Grundstein wurde am 5. September 1869 gelegt. 1884 wurde der Palas im Schloss Neuschwanstein fertiggestellt, das Ludwig zum bevorzugten Wohnsitz erwählen wollte. Er verbrachte allerdings nur 172 Nächte auf Schloss Neuschwanstein.

Königshaus am Schachen

Auf dem Schachen im Wettersteingebirge ließ sich Ludwig von 1869 bis 1872 ein alpines Holzhaus, das Königshaus am Schachen, bauen. Ab Mitte der 1870er Jahre verbrachte Ludwig dort seine Geburtstage in der Abgeschiedenheit der Berge. Das schlicht gehaltene Gebäude beherbergt im ersten Stock den im orientalischen Stil gehaltenen Türkischen Saal. Als Vorlage diente Schloss Eyoub bei Istanbul, eine Residenz von Sultan Selim III.[20]Schloss Linderhof

Von 1874 bis 1878 wurde Schloss Linderhof anstelle des so genannten Königshäuschens des Vaters Max II. erbaut. Schloss Linderhof ist das kleinste der drei von Ludwig II. erbauten Schlösser, aber auch das einzige, welches voll ausgebaut und auch länger von ihm bewohnt wurde.

Schloss Herrenchiemsee

Am 26. September 1873 kaufte Ludwig die Herreninsel im Chiemsee, wo ab 21. Mai 1878 das Schloss Herrenchiemsee nach Ludwigs Vorstellungen als neuesSchloss Versailles entstehen sollte. Es wurde jedoch nie fertig gestellt.


 Weitere Pläne

1883 erwarb Ludwig die 1277 m hoch gelegene Ruine der Burg Falkenstein in der Nähe der Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau. Der Theatermaler Christian Jank hatte ihm einen romantisierenden Entwurf einer gotischen Burg mit zahlreichen Zinnen und Türmen gezeichnet. Max Schultze arbeitete 1884 als Architekt einen Entwurf aus, der ein halbes Jahr vor Ludwigs Tod von Julius Hofmann überarbeitet wurde. Außer einer Straße und einer Wasserleitung zur Ruine wurde nichts mehr von den Plänen realisiert.

Im letzten Jahr vor seinem Tod erteilte Ludwig seinem Architekten Julius Hofmann einen weiteren Auftrag für ein chinesisches Sommerschloss. Es sollte vermutlich am Plansee in Tirol entstehen und war dem Pekinger Winterpalast nachempfunden. Das Vorhaben ging nicht über erste Grund- und Aufrisse, die dem König im Januar 1886 vorgelegt wurden, und eine detailliertere Planung im April 1886 hinaus. Ferner plante Ludwig den Bau eines großen byzantinischen Palastes in der Nähe von Linderhof.


Finanzierung

Die Bauprojekte Ludwigs wurden von ihm selbst finanziert, verursachten aber erhebliche Defizite der Finanzen in seiner privaten Kabinettskasse. Die ihm zur Verfügung stehende Zivilliste war auf jährlich 4,2 Millionen Gulden festgelegt. 1884 hatte er 7,5 Millionen Gulden Schulden, die durch Anleihen gedeckt werden mussten. Der König war schließlich mit einem „Jahresgehalt“ im Rückstand, und zum Weiterbau seiner Schlösser hätten 1887 noch etwa drei „Jahresgehälter“ (15 Millionen) gefehlt. Nach seinem Tod zahlte bis zum Jahr 1902 das Haus Wittelsbach alle durch König Ludwigs Bautätigkeit angefallenen Schulden vollständig an die Gläubigerbanken zurück.


Der soziale König

Ludwig II. war, wenn man so will, ein Pionier der Sozialversicherung. Denn schon beim Bau seines Schlosses Neuschwanstein gab es einen Krankenunterstützungsverein, dem sich die Arbeiter anschließen konnten. Im Krankheitsfalle erhielt der Bauarbeiter eine Mark pro Tag und beim Tode des Versicherten übernahm der Verein die Kosten der Totenwache und der Gedenkmesse. Dieser Verein existiert noch heute.


Traum vom Fliegen

Im Jahre 1872 trägt sich Ludwig II. mit dem Gedanken, eine Flugmaschine bauen zu lassen. Er hofft, eines Tages damit über den Alpsee und Schwansee fliegen zu können. Er betraut verschiedene Leute damit, eine Flugmaschine zu bauen, was zum damaligen Zeitpunkt jedoch technisch noch nicht möglich war. Bereits 1860, Ludwig war 15 Jahre alt, findet sich in seinem Tagebuch ein Hinweis auf seine Vision vom Fliegen. Diese Vision war auch eines der belastendsen Argumente im psychiatrischen Gutachten, durch welches der König schließlich abgesetzt wurde.


Entmündigung

Die Entmündigung des Königs im Juni 1886 erfolgte aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens vom damals hoch renommierten Psychiater Dr. Gudden. Darin wurde der König kurzerhand für paranoid erklärt. Prinz Luitpold, der Onkel Ludwigs II. übernahm die Regentschaft. Das Gutachten beruhte auf Aussagen von Personen der unmittelbaren Umgebung des Königs. Dabei blieben positive Verhaltensweisen völlig unberücksichtigt. Keiner der vier Ärzte, die das Gutachten unterzeichneten hatten den König vorher untersucht oder gar mit ihm gesprochen. Aus neuester medizinischer Sicht ist dieses »Zweckgutachten« natürlich nicht mehr haltbar. Professor Heinz Häfner von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften fand heraus, dass der König keineswegs »verrückt« oder »paranoid« gewesen war, sondern dass seine Probleme aus einer sog. »nicht stoffgebundenen Sucht«, nämlich der Bausucht, resultierten. Als Vergleich führte Häfner das Verhalten eines Spielsüchtigen an. Dazu kam, dass Ludwig offensichtlich auch unter einer sozialen Phobie litt.


Tod

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